«Sie festigen den Entscheid zur Abstinenz und erproben Ihr neues Leben»

Wann ist ein Rückfall einer zu viel?

Die Frage taucht immer wieder auf: Wie gehen Sie mit Rückfällen um? Hartnäckig hält sich in der Bevölkerung die Meinung, dass Rückfälligkeit mit mangelnder Motivation zur Abstinenz einhergeht. Vor 40 Jahren mussten Suchtmittelabhängige nach einem Rückfall während der Behandlung die Institution verlassen. Diese Zeiten sind längst vorbei. Ein Rückfall wird heute als Lernschritt eingestuft. Herausfinden wieso trotz Abstinenzmotivation ein Rückfall auftritt und wie ein nächster Rückfall verhindert wird, ist ein zentrales Anliegen der Suchttherapie. Wann also zeigt ein Rückfall mangelnde Motivation an? Heutzutage haben wir den Blickwinkel auf dieses Thema verändert: Rückfälle und verloren gegangene Motivation sind nur bedingt miteinander verknüpft. Die Motivation misst sich besser an der Beharrlichkeit und Aufrichtigkeit, wie jemand sich auf die Rückfallbearbeitung einlässt und auch an der Bereitschaft, nötige Schritte zu tun (z.B. schädliche Kontakte zu meiden) oder Einschränkungen zur Sicherung der Abstinenz (z.B. ein temporärer Verzicht auf Party) zu akzeptieren. Derart kann ein einziger Rückfall einer zu viel sein, genauso wie 15 Rückfälle noch kein Grund sein müssen, die Behandlung abzubrechen.